Vizefreitag und zwei Wochen wie Watte mit Wumms, wie Eiswürfel und Chilischoten lutschen im Wechsel. Mein lieber Scholli, was war das denn?
Eben noch lauschig unter Lichterketten und Lampions, dann auf dem Affenfelsen sitzend bei Freunden, mit kühlen Getränken und Grillpizza essend, im nächsten Moment mit einem Bein wie aus Jurassic Park in die Notfallpraxis stampfend und einem Horrorfilm im Kopf, der eher was von „Dr. Frank – nicht drehbare Szenen“ hat.
Nicht die 16 Stiche hübsch verteilt seien das Problem, erklärt mir die sehr schnell sprechende und agierende Ärztin. Nee, auch keine allergische Reaktion sei das und schaut auf das hochflammende Rot an meinem Unterschenkel. Bakterien haben es sich in meinem Blutkreislauf gemütlich gemacht.
Die gute Nachricht: Erstmal nur im Bein. Die schlechte: Da bleiben die nicht freiwillig. Also rein mit der Chemie, Füße hoch, Ruhe. Bitte was? „Aber es wartet eine wunderschöne Kreissäge auf mich!“, möchte ich ihr entgegenrufen. Und zwei Konzerte und eine tolle Party – geht das zusammen? Geht es nicht, erklärt sie mir ungerührt.
Statt Oberfräse und Meißel, Tanz und Bier gibt’s Fernbedienung und Antibiotika, Galgenhumor und Schlaf. Nach zwei Tagen humple ich trotzdem los, ich habe einen Auftrag. Die Black Keys mussten ohne mich auftreten, aber diese Kommode, die will ich bauen, verdammt nochmal!
Entscheidungen zu treffen kann so anstrengend sein, wie knietief durch Sand zu schlurfen, aber auf die Partybarkasse der @businessmomsnet schaffe ich es einfach nicht.
Diese Vernunft, die mich in den Partynächten mit Mitte Zwanzig noch selbst beschwipst anzwinkerte und mir ins Ohr hauchte: „Ach komm, scheiß drauf! Bist nur einmal jung!“, sie ist auch älter geworden und hat ihren Job endlich übernommen: „Ey, das geht so nicht mehr. Du musst Dich erholen. Dein Bein sieht immer noch übel aus.“ Jaja. Und dann sitze ich Freitag im MOJA mit einer duftenden Kommode, die hellen Holzstaub hinterlässt – und denke mir: Krass, diese Pläne – können die sich mit dem Leben mal besser absprechen?